Skandale
Skandale sind zu einem Bestandteil des modernen Sports geworden. Groß ist die Versuchung sportliche Erfolge durch Betrug zu erlangen. Das Internationale Olympische Komitee kämpft angesichts von Dopingfällen und Korruptionsvorwürfen um die Glaubwürdigkeit der olympischen Ideale. |
Faustkampf: Nicht immer ging es fair zu.
Attische schwarzfigurige Halsamphora, 510-500 v. Chr. aus Vulci. |
Doch auch auf die Olympischen
Spiele der Antike fiel wiederholt der Schatten von Skandalen.
Ruhm und Wohlstand, den ein Sieg in Olympia verhieß, verlockten
manche Athleten, Siege durch Bestechung zu erkaufen. Den
Prestigegewinn einen Olympiasieger zu den Bürgern der eigenen
Stadt zählen zu können, veranlasste manche Polis, einen
Athleten seiner Heimatstadt abzuwerben.
Insbesondere dem antiken Reiseschriftsteller Pausanias verdanken wir die Überlieferung einer Reihe von Skandalen [Pausanias V 21,2-18]:
Im Jahr 388 v.
Chr. bestach der Boxkämpfer Eupolos aus Thessalien drei
seiner Gegner mit Geld – darunter den amtierende
Olympiasieger Phormion aus Halikarnassos. Der Betrug flog
auf. Eupolos hatte das Strafgeld zur Errichtung von sechs
lebensgroßen bronzenen Zeusstatuen (genannt
Zanes) zu entrichten.
Olympia: Sockeln von Zeusstatuen vor dem Stadioneingang
Für das Jahr 332 v.
Chr. ist der Bestechungsfall des athenischen Fünfkämpfers
Kallippos verzeichnet. Er und seine korrupten Gegner hatten
gleichfalls sechs teure Zeusstatuen zu finanzieren. Da der Athlet die
nötige Summe nicht aufbringen konnte, hatte seine Heimatstadt
Athen dafür aufzukommen. Athen versuchte sich dieser Pflicht zu
entziehen, indem es zunächst einen berühmten Redner zu den
Wettkampfausrichtern nach Elis entsandte. Nachdem sich die Eleer
nicht nachgiebig zeigten, beschloss Athen die Olympischen Spiele zu
boykottieren. Doch als sich nun der Kultort Delphi mit Olympia
solidarisch zeigte und Athen das Orakel verweigerte, lenkte Athen ein
und zahlte.
Der Läufer Astylos von Kroton – 488 v. Chr.
Doppelolympiasieger auf den Kurzstrecken – ließ sich vom
Tyrannen von Syrakus Gelon abwerben. Auf den schimpflichen
Seitenwechsel reagierte seine Heimatstadt damit, dass sie seine
Ehrenstatue vom Sockel stieß und sein Haus in ein
Gefängnis umwandelte.
Die aus den Strafgeldern errichteten bronzenen Zeusstandbilder (insgesamt 17) mit Inschriften, die die Namen der bestraften Athleten enthielten, wurden entlang des Durchgangs zum Stadion aufgestellt, so dass sie die Sportler beim Eintritt in die Wettkampfstätte zur Einhaltung der Regeln mahnten (siehe Abbildung von drei Sockeln).